Immobiliencrowdfunding-Politik wird nachdenklich nach unserer Berichterstattung

Eines hat unsere Berichterstattung dann bewirkt: Man ist auf das Problem „Immobiliencrowdfunding“ aufmerksam geworden. In den letzten sechs Wochen haben wir mit nahezu 20 Politikern bzw. deren Referenten in Berlin lange Gespräche geführt, um ihnen einmal ins Bewusstsein zu rufen, was die Politik da derzeit duldet, ja eigentlich sogar fördert. Unglaublich ist eigentlich, dass ausnahmslos keinem der Politiker, mit denen wir gesprochen haben, diese Problematik in dieser Form auch bewusst war.

Natürlich, so einige Politiker, habe man sich auch auf die Ausführungen der Verbandsvertreter verlassen, darauf, dass die das alles im Griff haben würden, so zwei Gesprächspartner von uns. Klar, die lachen sich heute abends noch am Kamin kaputt, wie blöd die Damen und Herren des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages denn sind, das Immobiliencrowdfunding einfach „durchzuwinken“ und hier kein STOP-Schild aufzustellen, um das einmal bildlich zu sagen. Wir haben den Politikern einmal Beispiele gezeigt, welche Unternehmen dort zum Beispiel auf diesem Weg Geld von Anlegern einsammeln. Ich glaube, die schütteln heute noch immer den Kopf. Den Plattformen geht es nicht um den Schutz der Anleger, hier geht es um’s Geld verdienen, da bleibt der dumme kleine Anleger dann für den eigenen Profit möglicherweise auf der Strecke. Jede Partei will sich nun, natürlich nach der Wahl im September, um dieses Problem kümmern.

Natürlich kann man Immobiliencrowdfunding als Geschäft betreiben. Dagegen ist auch nichts zu sagen, sofern die Anleger besser auf das vorhandene Totalverlustrisiko hingewiesen werden, und wenn die Unternehmen, für die man Geld einsammelt, besser überprüft werden. Da muss man dann auch mal NEIN sagen können, wenn in der letzten hinterlegten Bilanz des Unternehmens ein nicht gedeckter Fehlbetrag ausgewiesen wird. Jeder, der Geld für ein Immobilienprojekt einsammelt, sollte gesetzlich dazu verpflichtet werden, einen BaFin-gestatteten Prospekt vorlegen zu müssen.

Nicht nur das Werbegeschwafel auf der eigenen Internetseite, das ist nicht mehr als Marketing. Jeder, der über Immobiliencrowdfunding Geld einsammelt, sollte ganz konkret sagen, was er mit dem Geld der Anleger macht, und warum er das überhaupt benötigt. Ist ein Immobilienprojekt ordentlich kaufmännisch durchfinanziert, dann brauche ich kein Immobiliencrowdfunding mehr, außer ich will mir zum Beispiel einen Teil des Gewinnes vorab holen. Braucht man das als Eigenkapitalnachweis, um eine Bankfinanzierung zu bekommen, dann sagen sie das auch bitte ganz klar. Auch dieser ganze Firlefanz mit der Sicherheit im Grundbuch an zweiter Rangstelle ist doch im Regelfall nur Marketing, mehr nicht. Sicherheit im zweiten Rang gibt es nur, wenn der erste Rang maximal mit 50% des Wertes der Immobilie belastet ist. Haben Sie eine Bank an erster Rangstelle, dann vergessen Sie im Regelfall einfach mal  das Wort „Sicherheit“, wenn es um die zweite Rangstelle im Grundbuch geht.